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Ma'at, acrylic on canvas by Farangis Yegane, part of image

Ma'at, acrylic on canvas by Farangis Yegane, part of image

Eine Interpretation
von Farangis Yegane.

Das Prinzip Ma'at versus Erinnyen

Die griechische Mythologie erzählt uns bildhaft von den Charakteren ihrer Gottheiten. Ein gutes Beispiel sind die Erinnyen, auch als Furien bekannt, entstanden aus dem Blut des Uranos, das die Göttin Gaia, die Frucht- und Lebensspenderin, aufgefangen hatte. Die Geschwister der Erinnyen waren die Titanen und Nymphen.

Die Erinnyen bewahrten die Aufrechterhaltung der Naturgesetze und verfolgten und bestraften die Verstöße gegen diese heiligen Gesetze.

Aus antiken Texten des Aischylos und des Euripides erfahren wir vom Handeln der strafenden Erinnyen, als sie Orest, nachdem er seine Mutter tötete, verfolgten und in den Wahnsinn trieben, weil er mit seiner Tat die Gesetze der kosmischen Ordnung, zu der das Mutterrecht gehörte, verletzt hatte.

Die Erinnyen versinnbildlichten in der griechischen Mythologie die wachsamen und strafenden Erdgöttinnen. Die Vorstellung einer kosmischen Ordnung, welche nicht verletzt werden darf, hatten sehr wahrscheinlich auch Menschen in Kulturen, die uns keine, oder für uns nur schwer erschließbare, schriftlichen Zeugnisse ihrer Gesetze und Gesetzesvertöße vermittelten. Wir haben aber Abbildungen aus den Vorstellungen ihrer Weltbilder und Gottheiten.

Ma'at, acrylic on canvas by Farangis Yegane

Ma'at, acrylic on canvas by Farangis Yegane, part of image

Beispielsweise ist die frühägyptische Götterwelt sehr bilderreich und ermöglicht dadurch immer wieder neue Erkenntnisse über „religiöse" Gedankenwelten.

In den wissenschaftlichen Texten der Ägyptologen ist ein Zetralbegriff altägyptischer Kultur verbunden mit dem Wort Ma'at, das gleichgesetzt wird mit der Göttin Ma'at. Stellen wir nun die Wirkungseigenschaften der griechischen Erinnyen und die der Göttin Ma'at in Vergleich, so entdecken wir maßgebliche Unterschiede.

Nach unseren Denkgewohnheiten ist der Begriff Gerechtigkeit, den ein Staat im Gesetz verankert, homozentrisch gedacht. Wenn wir über Verletzungen der Naturgesetze und damit der kosmischen Ordnung diskutieren, seht primär das menschliche Wohl im Mittelpunkt und die Zentrierung auf das menschliche Maß aller physischen und psychischen Kräfte. Religionen, besonders die monotheistischen, werden bei der Festlegung von Gesetzen als richtungweisend eingesetzt.

Ma'at, acrylic on canvas by Farangis Yegane

Ma'at, acrylic on canvas by Farangis Yegane, part of image

Es gibt keine Kultur, die dem altägyptischen Weltbild mit seinem Wort Ma'at und dem damit verbundenen Bedeutungsumfang hinreichend ähnlich ist, sagen die Wissenschaftler. Frage: warum sollen sich die Weltbilder alter Kulturen mit unseren heutigen Weltbildern unbedingt vergleichsfähig darstellen?

Von den Erinnyen sind uns kaum Abbildungen bekannt, dagegen kennen wir Abbildungen der Göttin Ma'at. Sie wir u.a. dargestellt als Frau mit zwei großen Flügeln. Geflügelte Wesen sind die, die auf der Erde und im Himmel zuhause sind. Hiermit ist Ma'at gleichzeitig Erdgöttin wie auch Himmelsgöttin.

Ausgebreitete Flügel gelten auch als Abbild der Balancehaltung. Vielleicht haben schon seit Jahrtausenden die Menschen die Tierwelt, besonders vielleicht den Flug der Vögel studiert, und deren Fähigkeit bewundert, wenn diese mit ausbalanciertem Flügelschlag hoch in den Himmel aufsteigen.

Wenn wir in altägyptischen Darstellungen von Gottheiten so auffallend viele Tierköpfige sehen, ist das wissenschaftlich bei Erforschung der ägyptischen alten Hochkultur nicht sehr gründlich hinterfragt worden.

Gab es ein Weltbild in dem Mensch und Tier gleichberechtigt in der Schöpfung und ihrer kosmischen Ordnung sichtbar erschienen? Vielleicht gab es Zeiten kultureller Leistungen, in denen der Mensch noch nicht als „Krone der Schöpfung" empfunden wurde.

Ma'at, acrylic on canvas by Farangis Yegane

Ma'at, acrylic on canvas by Farangis Yegane, part of image

Afrika ist ein großer Kontinent und Subsahara-Afrika wurde häufig falscherweise als unterentwickelte Kutlurlandschaft gegenüber „Nordafrika“ (dem Maghreb, Libyen und Ägypten) eingestuft. Woher und wieweit zurück reichen die Wurzeln der Gottesvorstellungen der altägyptischen Kultur?

Die Göttin Ma'at ist häufig dargestellt worden, wie sie vom König als kleine Figur in seiner Hand dem Gott dargebracht wird. Diese religiöse Handlung sollte zeigen, dass der König das Prinzip Ma'at befolgt hatte und er damit die Gunst der Götter verdiente. Der Charakter der Göttin Ma'at erscheint nicht mit imperativen Worten und auf eingemeißelten Gesetztafeln. Die Menschen sagten, was ihre selbstbestimmten Handlungen und Worte allem Leben gegeben hatten, damit die kosmische Ordnung stimmt und alles in Balance sich befinden kann. (Hierzu ist weiter unten ein Gebet an Ma'at aufgeführt.) Bei Ma'at ist dem Menschen eine Wichtigkeit gegeben selbstbestimmend, nicht nur als gehorsamer Befehlsausführender, die große kosmische Ordnung nicht zu zerstören.

In der Entwicklung des menschlichen abstrakten Denkens ist der Wunsch nach Bildern vielfältig unterdrückt worden und nur Kinder dürfen sich ein „Bild sich von der Welt" machen. Die Begriffe „Gerechtigkeit" und „Weltordnung" sind Abstraktionen, die für Viele einen guten Klang haben, doch sie wurden Worthülsen. Vielleicht hatten alte Hochkulturen keine Hülsenbegriffe sondern einen so großen Wortschatz, der bildhaft und lebensnah benutzt wurde.

Hier sind neue Bilder von der Ma'at gezeigt, entwickelt mit der Vorstellung als Brückenschlag von der altägyptischen Kutlur hin zur Gegenwart. Dabei ist Ma'at nun als schwarze Göttin dargestellt und als Göttin eines ganzheitlichen Afrikas in Erscheinung getreten.

Ma'at, acrylic on canvas by Farangis Yegane, part of image

Ma'at, acrylic on canvas by Farangis Yegane, part of image

Wahrhaftig, ich bin zu Dir gekommen, ich bringe Dir Ma’at. Ich habe für Dich das Böse vertrieben. Ich habe den Menschen kein Unrecht zugefügt. Ich habe kein Tier verletzt. Ich habe im Namen Ma’ats nichts Böses getan, auch kannte ich das Böse nicht. Ich habe nicht im Schlechten gehandelt. Ich habe jeden Tag nicht mehr als das getan, was ich tun sollte. Auch trat mein Namen nicht hervor zum Bot des Prinzen. Ich habe Gott nicht verachtet.
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(Übersetzter Auszug aus: The Egyptian Book of the Dead, The Papyros of Ani, Egyptian Text, Transliteration and Translation. E.A. Wallis Budge, S. 194.)

Ma'at über der Stadt

Ma'at above the City, acrylic on canvas, by Farangis Yegane

"Ich habe nichts verletzt."

Zeichnungen

Ma'at, drawing, by Farangis Yegane

Ein geflügeltes Wesen

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